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JOSEF LAWITSCHKA <<Lebensgeschichte eines Fröllersdorfers>>
 
Meine Gedichte

Wallfahrt Maria von Dreieichen

Wallfahrt Maria von Dreieichen

 

(13) Maria von Dreieichen
 
Der Wallfahrtsort Maria von Dreieichen
war von Fröllersdorf in zwei Tagen zu erreichen.
In einer Prozession und mit Pferdewagen
pilgerte man bei jedem Wetter ohne zu klagen.
Seit dem Konkordat sind unsere Ahnen gekommen
alle Jahre zu Pfingsten zur Maria der Frommen.
Man betete den ganzen Weg und sang heilige Lieder
In der Hoffnung, sie verzeiht die Sünden wieder.
Kniend sind sie in die Basilika eingezogen.
Vielleicht hat man damals weniger gelogen.
Der Glaube war immer das höchste Gut.
Sich dazu zu bekennen fehlt den Menschen heute oft der Mut.
Zu unserer lieben Mutter von Dreieichen
Gingen viele Südmährer, die Armen und die Reichen.
Schon aus der alten Heimat sind sie gekommen.
In der neuen Heimat haben wir es dann übernommen.
Jedes Jahr im Mai treffen wir uns von Neuem,
um unsere Sünden zu bereuen.
Um ein kleines Opfer zu erbringen ging man zu Fuß.
Heute gibt es das nicht mehr, man fährt mit dem Bus!
Man hatte uns auf der ganzen Welt verstreut.
Ich glaube viele haben es schon bereut.
Was uns geblieben ist sind der Kirtag und die Feste.
Nur die verlorene Heimat wäre für uns das Beste.
Könnten doch die Enkel in unsern Häusern wohnen,
welche man uns allen einmal hatte genommen.
Vielleicht könnte man die großen Wunden kitten,
was wir bei der Wallfahrt in Dreieichen erbitten.
Nach 66 Jahren - mich hat niemand dazu gezwungen -
Aus eigenem, ist mir die zweite Wallfahrt gelungen,
unsere Pieta zum letzten Mal in die Basilika zu bringen.
Sie steht unter Denkmalschutz - dafür musste ich ringen.
Wien & Fröllersdorf 12.06. 2004, Josef Lawitschka
 
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